Der Projektunterreicht nimmt an der Musikschule neben dem Vokal- und Instrumentalunterricht eine immer stärkere Rolle ein. Letizia Walser nimmt im Interview mit dem Förderverein umfassend Stellung.

Die Musikschule möchte über ihren Berufsauftrag hinaus kreative Musikprojekte lancieren. Worin unterscheiden sich diese vom klassischen Angebot?

Der Bildungsauftrag unserer Musikschule beinhaltet den wöchentlichen Vokal- und Instrumentalunterricht für Kinder jeder Stufe, im Alter von 6 bis 20 Jahren. Das ist aber noch lange nicht alles, was eine Musikschule anbieten sollte, um zeitgemässe und nachhaltige musikalische Bildung zu ermöglichen.

Kinder und Jugendliche brauchen Gemeinschaftserlebnisse wie Musiklager und Musikweekends, Integrations- und Austauschprojekte mit anderen Musikkulturen, interdisziplinare Projekte mit Tanz und Theater, Stufenvorspiele und Wettbewerbe, die ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen, ihre Motivation anspornen und ihre Beziehung zur Musik stärken.

Für wen sind solche Projekte gedacht?

Für alle Kinder und Jugendlichen, die sich durch die Musik sozial vernetzen, mit Gleichgesinnten zusammen musizieren und die Musik in allen Facetten erleben wollen. Ausserdem haben wir das Projekt Klassenmusizieren in Kooperation mit der Primarschule Binningen und Bottmingen initiiert, um allen Kindern den Zugang zu Musik und Tanz zu ermöglichen, auch Kindern, die aus finanziellen Gründen die Musikschule nicht besuchen können.

Können Sie uns mehr über methodische Ansätze und Inhalte einer solchen Projektarbeit erzählen, und wie sich die Kinder und die Jugendlichen dabei einbringen?

Die Kinder kommen als Primarschulklasse einmal pro Woche in die Musikschule. Im Klassenmusizieren-Unterricht wird der musikalische Lernstoff durch aktive Tanz- und Spielerfahrung vermittelt. Dieser Unterricht ist integrierter Bestandteil der Wochenstundentafel und ersetzt den „normalen“ Musikunterricht. Die Kinder üben, improvisieren und experimentieren als Streicher-, Bläser-, Gesangs- oder Tanz-Perkussions-Klassen unter Anleitung von Lehrpersonen der Musikschule und kommen so in den Genuss eines hochwertigen Musikunterrichts innerhalb der Volkschule.

Haben Kinder dadurch Vorteile bei einer späteren musikalischen Ausbildung, und falls ja, welche?

Kinder, die das aktive Musizieren in der Schulzeit erleben, lernen dabei, aufeinander zu hören, Rücksicht aufeinander zu nehmen und Hemmungen abzubauen. Dies sind entscheidende Fähigkeiten für ihre soziale Entwicklung, die ihre Chancen auf eine Ausbildung in jedem Bereich – nicht nur im musikalischen Bereich – erhöhen.

Auch die Gemeinden Binningen und Bottmingen müssen sparen. Hat sich dadurch in der Finanzierung der Musikschule etwas geändert?

Die Musikschulen sind im Kanton Baselland im Bildungsgesetz verankert, d.h. sie sind als Schulart anerkannt. Das erhöht den Stellenwert der Musikschularbeit erheblich und sichert die finanzielle Unterstützung der öffentlichen Hand. Doch was über den Grundauftrag der Musikschule hinausgeht, kann schwer via Musikschulbudget finanziert werden.

Auch Musikschulen sind heutzutage darauf angewiesen, Fundraising zu betreiben und auf die Unterstützung von Stiftungen, Vereinen und Sponsoren zu hoffen, um ihre Projekte zu verwirklichen. Selbst unser erfolgreiches Austauschprojekt mit der Musikschule Gjakova (Kosovo) sowie das Klassenmusizieren wären ohne private Drittmittel nicht realisierbar gewesen.

Nun wurde ja eigens der Förderverein der Musikschule Binningen-Bottmingen gegründet, damit die Weiterentwicklung der Musikschule stärkere Unterstützung erfahren kann. Wie funktioniert die Zusammenarbeit zwischen der Musikschule und dem Förderverein genau?

Der Förderverein wurde von Eltern sehr interessierter SchülerInnen gegründet, die bereits in mehreren Musikschulprojekten mitgewirkt haben. Sie wissen aus der persönlichen Erfahrung ihrer Kinder, wie wertvoll diese Projekte sind, und sind deshalb sehr motiviert, uns zu helfen, weitere innovative Ideen Realität werden zu lassen.

Es finden regelmässige Sitzungen mit der Schulleitung statt, und der Vereinsvorstand wird einmal pro Jahr zu Gast an den Musikschulrats-Sitzungen sein. Bis heute werden Zukunftsvisionen priorisiert, jedoch ist bisher noch kein Projekt mitfinanziert worden. Das aber ist unser gemeinsames Ziel! Und wir hoffen, dass das grosse Engagement des Fördervereins beim Akquirieren von finanziellen Mitteln Früchte tragen wird.

Was sagen Sie interessierten Personen: Warum sollten sie den Förderverein unterstützen?

Um unseren 850 Schülern und Schülerinnen mehr künstlerisch berührende Erlebnisse zu ermöglichen und das Musizieren für alle Kinder, unabhängig von ihrer sozialen Herkunft und ihrem kulturellen Background, attraktiver, vielfältiger und dynamischer zu machen.

Letizia Walser
Co-Leiterin Musikschule Binningen-Bottmingen